Helge Weinrebe gibt Spuren einen Dreh

Der Mittelbiberacher Fotokünstler stellt in der Wache Galerie in Laupheim aus

 

 

 

 

 

Lebhaft gibt Helge Weinrebe (rechts) Einblick in die Entstehung seiner Werke. Milena Hänisch

 

Laupheim sz „Ich nenne mich Bildermacher und bezeichne mich bewusst nicht als Künstler“, erklärt Helge Weinrebe und grinst verschmitzt. „Ob das Kunst ist, muss jeder für sich entscheiden.“ Die Besucher der Vernissage in der Wache Galerie im Schloss Kleinlaupheim können das aber durchweg bejahen: Doch, das ist Kunst, und sie gefällt.

Auf drei Etagen werden Weinrebes Werke im nächsten Vierteljahr gezeigt. Der Ausstellungseröffnung anlässlich der Laupheimer Kulturnacht verliehen Isabel und Diana Rosteck einen würdevollen Rahmen mit klassischem Geigenspiel.

„Wir suchen immer Künstler, die einen Anknüpfungspunkt zur Polizeiarbeit haben. Schon der Ausstellungstitel „Spuren“ passt sehr gut zu unserer nicht alltäglichen Galerie“, betont Christian Nill, Ulmer Polizeipräsident. „Denken wir beispielsweise an Spuren von Einbrüchen oder Verkehrsunfällen, die gesichert werden müssen.“

Der Bildermacher Weinrebe ist außergewöhnlich produktiv. Die meisten der ausgestellten Bilder sind erst in diesem Jahr druckfrisch entstanden. Johannes Alb scherzt in seiner Laudatio: „Nach seiner Pensionierung produzierte er innerhalb kurzer Zeit mehr, als er an Freunde und Verwandte verschenken konnte.“ Weinrebe nickt, das Publikum lacht. Bei seinem Eifer ist es kaum verwunderlich, dass dies schon seine zwölfte Ausstellung ist. Er strahlt: „Die dreizehnte und vierzehnte sind auch schon geplant.“ Der seit drei Jahren pensionierte Kunsterzieher bleibt trotzdem bescheiden: „Streng genommen bin ich ein Amateur, aber ein hartnäckiger Amateur.“

Alb lobt in seiner Einführung vor allem die Experimentierfreude des Künstlers: „Wir sehen hier die Spuren einer ästhetischen Reise.“ Helge Weinrebe schildert seine Reise so: „Es fing an mit Flickstellen im Asphalt, die ich fotografiert habe und für die ich dann Hintergründe suchte. Dann kam mir der Gedanke der Rotation.“ Tatsächlich probiert er am heimischen Computer alle vier Drehvarianten aus und wägt dann ab, welche ihm am reizvollsten erscheint. „Manchmal nimmt auch meine Frau Einfluss.“ Auffällig ist, dass alle seine Werke einen Titel tragen. „Das wäre ja sonst feige“, sagt Weinrebe. „Aber ich lasse Interpretationsspielraum. Und eigentlich ist es egal, was drunter steht, viele Leute sehen immer noch etwas anderes und etwas mehr.“

Johannes Alb empfiehlt dem Publikum: „Erspüren Sie, was die Bilder Ihnen sagen wollen. Lassen Sie sie auf sich wirken. Und: Lassen Sie sich Zeit.“ Die ungewöhnlichen Öffnungszeiten der Wache Galerie gewähren den Besuchern jede Menge davon: täglich zwischen 6 und 22 Uhr, bis zum 3. Juni.

Nicht verpassen: das Lieblingsbild des Künstlers, „Laby-Grün“ im ersten Stock.

21. März 2016, Schwäbische Zeitung Online-Portal / Ortsausgabe Laupheim